Technische LeistungMenschliche Werte

Funktionsteste (Auswahl)

Das folgende Kapitel stellt eine Auswahl der häufig eingesetzten Funktionsteste dar. Funktionsteste sind oft aussagekräftiger als Einzel- oder Basalwerte. Sollten Sie hierzu Fragen haben, rufen Sie bereits in der Phase der Testplanung in Ihrem Labor an.

Bitte beachten Sie: Bewahren Sie alle Materialien, die bei den Funktionstesten anfallen, im Kühlschrank auf bis der Test abgeschlossen ist, und leiten Sie diese dann komplett an das Labor weiter. Die einzelnen Parameter bitte in korrekter Reihenfolge beschriften.


ACTH-Stimulationstest (Synacthen-Test/ Kurztest)

  Indikation: Diagnostik einer Nebennierenrindeninsuffizienz, Adrenogenitales Syndrom (late-onset AGS)
  Parameter: Cortisol im Serum; bei late-onset AGS zusätzlich: 17-OH-Progesteron und DHEA, ggf. Testosteron und Androstendion im Serum
  Durchführung: Nüchternblutentnahme morgens zwischen 8 und 9 Uhr zur Bestimmung des Basalwertes (Probe 1), danach 25 I.E. eines ACTH-Präparates intravenös injizieren. Weitere Blutentnahmen nach 1 und 2 Stunden (Probe 2 und Probe 3).
  Beurteilung: Bei Anstieg des Cortisols um mehr als das Doppelte des Basalwertes und auf über 250 µg/ml ist eine NNR-Insuffizienz mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Vor allem bei Kinderwunsch und V.a. einen adrenalen Enzymdefekt wird die molekulargenetische AGS-Diagnostik empfohlen. 
     

Captopriltest

Präanalytik: Aldosteronantagonisten, ACE-Hemmer, Betablocker und sonstige Medikamente, die das Renin-Angiotension-Aldosteron-System beeinflussen, sollten soweit medizinisch vertretbar, mind. 2 Wochen bzw. Spironlacton 4 Wochen vorher abgesetzt werden. Kaliummangel zuvor ausgleichen, Nüchternentnahme. KI: Nierenarterienstenose
  Indikation:

Primärer Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom), sekundärer Hyperaldosteronismus, Abgrenzung zum essentiellen Hypertonus

  Parameter: Aldosteron (Serum) und Renin (EDTA-Plasma). EDTA-Proben innerhalb von 30 Min. zentrifugieren, Plasma abheben, tieffrieren und tiefgefroren versenden.
  Durchführung:

Erste Blutentnahme bei liegenden Patienten zwischen 8.00 und 10.00 Uhr morgens (Probe 1). Danach Gabe von 25 mg Captopril per os, weitere Blutentnahme nach 60 Min. (Probe 2) und 120 Min. (Probe 3).

  Beurteilung: Normal ist ein Aldosteron-Abfall um mind. 20%. Bei primärem Hyperaldosteronismus: bereits basal erhöhtes Aldosteron und fehlender Abfall. Bei sekundärem Hyperaldosteronismus: normaler bis deutlicher Aldosteron-Abfall, aber geringe Stimulierbarkeit des basal supprimierten Renins. Bei essentieller Hypertonie: Aldosteron-Abfall bei geringem bzw. ausbleibendem Reninanstieg. Bei Nierenarterienstenose: Anstieg von Aldosteron und Renin um das 2-3 fache.
     

Cortisol-Tagesprofil

  Indikation: Diagnose des Cushing-Syndroms
  Parameter: Cortisol im Serum
  Durchführung: Mindestens 2, besser 4 Blutentnahmen um 8, 12, 18 und 24 Uhr (Probe 1, 2, 3, 4). 
  Beurteilung:

Beim Cushing-Syndrom ist die zirkadiane Rhythmik weitgehend aufgehoben. Allerdings kann auch bei schweren konsumierenden Erkrankungen die 24 Std.-Rhythmik weitgehend verloren gehen. Bei unklarem Ergebnis wird der Dexamethason-Hemmtest empfohlen.

     

"Desferal"-Test

Präanalytik: Tesvorsetzung ist eine normale Nierenfunktion des Patienten
  Indikation: idiopathische Hämochromatose, Hämosiderose
  Parameter: Eisen im Urin
  Durchführung: Vor Testbeginn Harnblase entleeren lassen und Urin verwerfen. Danach 500 mg Desferoxamin (Desferal) i.m. injizieren und den Patienten-Urin über 6 Std. sammeln. Cave: Während der Sammelzeit keine diuresefördernden Substanzen wie Kaffee/ Tee einnehmen; Trinkmenge bis ca. 400 ml. 
  Beurteilung: Nach Desferoxamingabe scheiden Gesunde 1−1,5 mg Eisen in 6 Std. aus. Werte > 2,0 mg/6 Std. weisen auf eine Hämosiderose und Werte > 10 mg/6 Std. auf eine Hämochromatose hin. Zum Nachweis einer hereditären Hämochromatose wird die HFE-Molekulargenetik empfohlen.
     

Dexamethason-Hemmtest , Cortisol-Suppressionstest

Präanalytik: Antiepileptika, Barbiturate, Östrogene, orale Kontrazeptiva, Kortikosteroide, Phenytoin, Spironolacton und Tetrazykline können den Test beeinflussen und sollten vor Testbeginn abgesetzt werden.

Kurztest

  Indikation: Differentialdiagnostik des Cushing-Syndroms
  Parameter: Cortisol im Serum, je nach Fragestellung auch ACTH (EDTA-Plasma, tiefgefroren)
  Durchführung: Blutentnahme zwischen 8 und 9 Uhr zur Bestimmung des Ausgangswertes (Probe 1). Am gleichen Tag um 22-23 Uhr orale Einnahme von 1-2 mg Dexamethason (< 80 kg KG: 1 mg; > 80 kg KG: 2 mg) , am darauffolgenden Morgen zwischen 8 und 9 Uhr folgt die 2.Blutentnahme (Probe 2).
  Beurteilung: Ein Abfall des Cortisols unter 40 ng/ml bzw. ein Abfall um mehr als 50% des Ausgangswertes schließt ein Cushing-Syndrom weitgehend aus. Falsch-positive Testergebnisse entstehen durch Versäumnis der Dexamethasoneinnahme, episodische ACTH-Sekretion und einen beschleunigten Metabolismus von Dexamethason.
     

Langtest (Dauer 3 Tage)

  Indikation: Unklarer Befunde bei Dexamethason-Kurztest
  Parameter: Cortisol im Serum, Cortisol im 24 Std.-Sammelurin, ACTH (EDTA-Plasma, tiefgefroren), je nach Fragestellung ggf. DHEAS, Testosteron, Androstendion (Serum)
  Durchführung:

1. Tag: Blutentnahme morgens zwischen 8 und 9 Uhr (Probe 1). 24-Std-Urinsammlung am ersten Tag beginnen und um 8, 14, 20 und 2 Uhr Einnahme von jeweils 1- 2 mg Dexamethason (< 80 kg KG: 1 mg; > 80 kg KG: 2 mg) oral.

2. Tag: Blutentnahme morgens zwischen 8 und 9 Uhr (Probe 2) . Urinsammlung Tag 1 ist abgeschlossen (Urin 1). Urinsammlung Tag 2 beginnen und um 8, 14, 20 und 2 Uhr Einnahme von jeweils 0.5 mg Dexamethason oral.

3. Tag: Blutentnahme morgens zwischen 8 und 9 Uhr (Probe 3). Ende der Urinsammlung Tag 2 (Urin 2).

  Beurteilung:

Ein Abfall des Cortisols im Serum unter 40 ng/ml bzw. eine Ausscheidung von weniger als 10 µg Cortisol im 24 Std.-Sammelurin schließt ein Cushing-Syndrom weitgehend aus. Bei einem auffälligen Testergebnis sollte der Grund für den Hypercortisolismus weiter abgeklärt werden (NNR-Tumor, ACTH-produzierender Hypophysentumor, paraneoplastische ACTH-Produktion).

     

DMPS (Dimaval®) Mobilisationstest

  Indikation: V.a. chronisch-toxische Schwermetallbelastung
  Parameter: Quecksilber, Kupfer, Zink, Selen, Blei, Cadmium, Zinn, Kreatinin (Urinproben)
  Durchführung:

1. Urin 1: Spontanurin vor Gabe von DMPS (Dimaval®) zur Untersuchung auf Zink und Kreatinin.

2. 3-4 mg DMPS (Dimaval®) /kg Körpergewicht langsam i.v. oder 10 mg DMPS (Dimaval®)/kg Körpergewicht als Kapsel oral.

3. Patienten ca. 150 ml Tee, Wasser, Limonade o.ä. trinken lassen.

4. Urin 2: Spontanurin 45 Min. nach DMPS i.v. bzw. 2 Std. nach DMPS oral zur Untersuchung auf Kupfer, Quecksilber und Kreatinin. (Bei Hochdruck evtl. zusätzlich Blei, bei Osteoporose evtl. zusätzlich Cadmium)

  Kontraindikat.: Eingeschränkte Nierenfunktion (Kreatinin im Serum > 2,5 mg/dl, bei Kleinkindern > 1)
  Nebenwirkg.: Nach i.v.-Injektion von Dimaval® kann es bei 1% der Patienten zu flüchtigen Hautreaktionen kommen. Kollapsneigung bei vegetativ labile Patienten infolge des Blutdruckabfalls.
  Beurteilung: Ein negatives Messergebnis schließt eine vorhergegangene Vergiftung nicht aus. Bewertung siehe toxikologischen Befund.
     

Eisen-Resorptionstest

  Indikation: Nachweis einer Eisen-Resorptionsstörung
  Parameter: Eisen im Serum
  Durchführung: Blutentnahme zur Bestimmung des Ausgangswertes (Eisen 1). Danach erhält der Patient 200 mg eines 2-wertigen Eisenpräparates (z. B. 4 Kapseln Eryfer®). Nach 3 Std. erneute Blutentnahme zur Eisenbestimmung (Eisen 2).
  Beurteilung:

Ein Anstieg der Eisenkonzentration um das 2- bis 3-fache des Ausgangswertes macht eine Eisen-Resorptionsstörung unwahrscheinlich.

     
 

Fruktose-Toleranztest

  Hinweis: Der Test ist für Säuglinge und Kinder unter 14 Jahren ungeeignet, Fruktose-Gentest (EDTA-Blut) empfohlen.
  Indikation: V.a. Fruktoseintoleranz
  Parameter: Glucose im Kapillarblut
  Durchführung: Blutzuckerbestimmung nüchtern (BZ 1), danach Gabe von 50g Fruktose in 400 ml Wasser innerhalb von 5-10 Min. trinken lassen. Blutzuckerbestimmungen 30, 60, 90 und 120 Min. nach der Fruktosegabe.
  Beurteilung: Eine Fruktoseintoleranz liegt vor, wenn in einer oder mehreren Untersuchungen der Glucosewert nicht ansteigt oder niedriger als der Basalwert gemessen wird; gastrointestinale Beschwerden können auftreten. Wegen der Gefahr eines hypoglykämischen Schocks sowie der eingeschränkten Aussagekraft wird bei V.a. eine hereditäre Fruktoseintoleranz der Fruktose-Gentest empfohlen.
     

Gastrin-Stimulationstest/ Sekretin-Provokationstest

Präanalytik: Protonenpumpenhemmer und H2-Blocker mind. 1 Woche vorher absetzen, Nüchternentnahme + hämolysefreie  Entnahme
  Indikation: Provokationstest zur Differenzierung einer tumorbedingten Hypergastrinämie von anderen Formen der Gastrinerhöhung, V.a. Gastrinom, V.a. Zollinger-Ellison-Syndrom (ZES)
  Parameter: Gastrin im Serum (tiefgefroren)
  Durchführung: Beim nüchternen Patienten Blutentnahme zur basalen Gastrinbestimmung (Probe 1). Über die liegende Venenkanüle 2 I.E./kg Körpergewicht Sekretin i.v. injizieren, weitere Blutentnahmen nach 2, 5, 15 und 30 Min. (Probe 2, 3, 4, 5)
  Beurteilung: Bei funktioneller Gastrinerhöhung kommt es zu keinem wesentlichen Gastrinanstieg. Beim Gastrinom kommt es zu einem massiven Anstieg des Serumgastrins nach 2-10 Min. Beim Zollinger-Ellison-Syndrom steigt das Gastrin um mehr als das Doppelte an, in ca. 10% der Fälle bleibt der Test allerdings negativ.
     

Orale Glucose Belastung (oGTT)

  Indikation: Verdacht auf Störung der Glucosetoleranz
  Parameter: Glucose im Kapillarblut/ NaF-Citrat (GlucoExact®)
  Durchführung: 3 Tage zuvor normale Ernährung (mindestens 200 g Kohlenhydrate/Tag) und gewohnte körperliche Aktivitäten. Kapilläre Blutentnahme morgens zur Bestimmung des Nüchtern-BZ-Wertes (BZ 1), danach Trinken von 75 g Glucose oder 75 g Oligosacchariden in etwa 500 ml Trinklösung (bei Kindern 1,75 g/kg Körpergewicht). Blutentnahmen zur Glucosebestimmung nach 1 und 2 Std., evtl. auch 3 Std. nach Belastungsbeginn (BZ 2, 3, 4).
     

hCG-Test, Leydigzell-Funktionstest

Präanalytik: Hormonpräparate, Sedativa und Spironolacton sind ca. 2 Wochen vor Testbeginn abzusetzen. 
  Indikation: Überprüfung der Leydig-Zellfunktion DD Kryptorchismus und Anorchie. (Testdauer über 3 Tage)
  Parameter: Gesamt-Testosteron im Serum
  Durchführung: Blutentnahme zwischen 8 und 10 Uhr zur basalen Testosteronbestimmung (Probe 1), danach Injektion von 5000 I.E. hCG i.m.; nach 48 Std. und 72 Std. jeweils weitere Blutentnahme (Probe 2 und 3).
  Beurteilung: Ein Testosteronanstieg auf > 1 ng/ml (vor Pubertät) bzw. > 5 ng/ml (Erwachsene) schließt eine Störung der Leydig-Zellfunktion aus. Bei Anorchie bleibt der Anstieg aus, bei Kryptorchismus hingegen ist ein, wenn auch oft verminderter, Anstieg vorhanden.
     

Helicobacter pylori- Atemtest

  Indikation:

Erfolgskontrolle nach Eradikationstherapie (Testdurchführung frühestens 4 Wochen nach Ende der Therapie)/ Ausschluss einer H.p.-Reinfektion. Alternativ: H.p.-Antigennachweis im Stuhl.

 

Parameter:

C13-Gehalt der Atemluft (Spezialröhrchen im Labor anfordern)
 

Durchführung:

Der Patient sollte vor Testdurchführung mind. 4 Std. nüchtern sein, ca. 10 Min. vorher ruhig sitzen und nicht rauchen.

1. Sammeln der Leerprobe: Die Spitze des Strohhalms auf den Boden des Glasröhrchens mit der Aufschrift Leerprobe (gelber Stopfen) platzieren. Kräftig einatmen und die Atemluft ohne Pressen oder Anstrengung vollständig durch den Strohhalm in das Glasröhrchen pusten. Vollständig ausatmen. An der inneren Glaswand muss Atemfeuchte kondensieren. Röhrchen verschließen und beschriften.

2. Harnstoffaufnahme: Kapsel mit der Testsubstanz öffnen (C13-Urea) und in 200ml Orangensaft vollständig auflösen, Lösung trinken und anschließend 30 Min. warten.

3. Sammeln der 30 Min.-Probe: Glasröhrchen mit der Aufschrift 30 Min.-Probe (roter Stopfen) benutzen, sammeln der Probe wie unter 1. beschrieben. Beide Röhrchen in den Transportbehälter geben und an das Labor versenden.

 

Beurteilung:

Das quantitative Ergebnis des Atemtests korreliert mit der Urease-Aktivität im Magen. Nach vorheriger Antibiotikatherapie oder einer Therapie mit Protonenepumpenhemmern kann der Test falsch-negativ ausfallen.

 

Kaugummitest

  Indikation: Suchtest einer erhöhten Quecksilberbelastung bei Amalgamfüllung
  Parameter: Quecksilber im Speichel
  Durchführung:

Zwei Stunden vorher nichts essen, nur trinken lassen.

  1. 5 ml Speichel in einem Serumröhrchen (Speichel 1) sammeln.
  2. 5-10 Min. zuckerfreies Kaugummi auf den Amalgamfüllungen intensiv kauen. Während dieser Zeit den Speichel in einem Serumröhrchen (Speichel 2) sammeln.
  3. Speichel 1 und 2 auf Quecksilber untersuchen lassen.
  Beurteilung: Siehe Befundbericht.
     

Lactose-Toleranztest

Hinweis: Der Test ist für Säuglinge und Kinder unter 14 Jahren ungeeignet, Lactose-Gentest (EDTA-Blut) empfohlen.
  Indikation: V.a. primären/ sekundären Lactasemangel
  Parameter: Glucose im Kapillarblut
  Durchführung: Blutzuckerbestimmungen nüchtern (BZ 1), danach 50 g Lactose in 400 ml Wasser innerhalb von 5-10 Min. trinken lassen. Blutzuckerbestimmungen 30, 60, 90 und 120 Min. nach der Lactosegabe (BZ 2, 3, 4 und 5).
  Beurteilung:

Blutzuckeranstiege von weniger als 25 mg/dl gegenüber dem Nüchternwert, ggf. mit Auftreten gastrointestinaler Symptome (Meteorismus, Flatulenz, Diarrhoe, Bauchkrämpfe im Verlauf von 8 Std. nach Testbeginn) lassen eine Lactosemalabsorption vermuten. Insgesamt eingeschränkte Aussagekraft; Diabetes mellitus oder eine pathologische Glucosetoleranz können zu falsch-negativen Ergebnissen führen. Lactose-Gentest empfohlen.

     

LH-RH-Test / Gonadotropin-Releasinghormon-Test (GnRH-Test)

Präanalytik: Absetzen einer Hormontherapie mind. 3 Wochen zuvor, Messwerte sind zyklus-, alters- und pubertätsabhängig
  Indikation: Überprüfung des Regelkreises Hypothalamus-Hypophyse-Gonaden, Fertilitätsdiagnostik, Hypogonadismus
  Parameter: LH und FSH im Serum
  Durchführung: Blutentnahme zur Bestimmung des basalen LH- und FSH-Wertes (Wert 1). Über die noch liegende Venenkänüle werden 25 µg GnRH i.v. injiziert. Zweite Blutentnahme 30 Min. nach Injektion (Wert 2).
  Beurteilung: Normalerweise steigen LH und FSH bei normalen Basalwerten um das zwei- bis dreifache an, dabei ist der FSH-Anstieg geringer als der LH-Anstieg. Liegt bei basal erhöhten LH- und FSH-Werten der LH/FSH-Quotient unter 1, so ist eine hypergonadotrope Störung anzunehmen. Verminderte oder fehlende Anstiege sprechen für eine hypothalamisch bzw. hypophysär bedingte Ovarfunktionsstörung. Der Test ist bei negativem Ergebnis ( kein LH/FSH-Anstieg) nach einwöchiger pulsatiler GnRH-Gabe zu wiederholen, um zwischen hypothalamisch (LH/FSH-Anstieg dann nachweisbar) und hypophysär (kein LH/FSH-Anstieg) zu unterscheiden.
     

TRH-Test (TSH-Stimulation)

  Indikation: V.a. thyreotrope Insuffizienz, latente Hypothyreose bei Kinderwunsch
  Parameter: TSH im Serum
  Durchführung: Blutentnahme für basalen TSH-Wertes (TSH 1). Über Venenkanüle 200 µg TRH langsam i.v.injizieren (bei Kinder gewichtsadaptiert!), zweite Blutentnahme genau(!) 30 Min. nach der Injektion (TSH 2). Alternativ:  TRH intranasal in einer Dosis von 2 mg applizieren. Die Abnahme des TSH-Wertes nach nasaler TRH-Stimulation (TSH 2) kann zwischen 30 Min. und 2 Std. nach Stimulation erfolgen.
  Beurteilung: Ein überschießender Anstieg belegt eine latente bzw. manifeste Hypothyreose. Bei Hyperthyreose erfolgt durch die negative Rückkoppelung keine TSH-Stimulation.
     

Prolaktinstimulationstest bzw. Metoclopramid-Test (Paspertin®-Test)

Präanalytik: Messwerte sind zyklusabhängig, Durchführung in der frühen Follikel- und der mittleren Lutealphase empfohlen.
  Indikation: Primäre und sekundäre Amenorrhoe, V.a. latente Hyperprolaktinämie/ Prolaktinom
  Parameter: Prolaktin im Serum
  Durchführung: Blutentnahme zur Bestimmung des basalen Prolaktinwertes (Wert 1). Über die noch liegende Venenkanüle werden 10 mg MCP (Paspertin-Test) bzw. 400 µg TRH langsam i.v. injiziert. Weitere Blutentnahme 30 Min. bzw. 60 Min. nach Injektion (Wert 2 und 3).
  Beurteilung: Der Prolaktinwert steigt bei Gesunden um mindestens das Doppelte des Ausgangswertes an. Bei Männern und Kindern zeigt sich ein Anstieg des Prolaktinwertes auf das 3 bis 5-fache, bei Frauen auf das 6 bis 20-fache des Ausgangswertes. Beim Prolaktinom erfolgt nur ein geringer Prolaktin-Anstieg oder der Anstieg bleibt aus. Funktionelle Hyperprolaktinämien zeigen bei mäßig erhöhten Basalwerten überschießende Prolaktin-Anstiege nach Stimulation.
     

Wachstumshormon-Stimulationstest/ Arginintest

  Indikation: Minderwuchs bei V.a. Wachstumshormonmangel
  Parameter: hGH/ STH im Serum (tiefgefroren)
  Durchführung: Blutentnahme 15 Min. vor der Gabe von 0,5 g/kg Körpergewicht Argininhydrochloridlösung, Lösung über 30 Min. infundieren. Blutentnahme bei Infusionsende sowie 15, 30, 60 und 90 Min. nach der Gabe. (Proben entsprechend kennzeichnen!)
  Beurteilung:

Ein Wachstumshormonmangel ist wahrscheinlich, wenn bei zwei verschiedenen Stimulationstesten keine Steigerung der hGH‑Konzentration über 20 mU/l auftritt.